Gefährliche Stoffe z.B. Bisphenol A – REACH Verordnung – Update

Update 30. März 2011:

In den Medien geht es im Moment verstärkt unter anderem wieder um Kunststoffe in Verbindung mit Lebensmitteln und deren Wirkung auf unsere Gesundheit. Im speziellen scheint man sich dem Thema Bisphenol A zu widmen, was ab 1. Juni 2011 zur Verwendung in Babyflaschen und ähnlichem verboten wird. Nun haben wir auch vermehrt Anfragen bekommen, weil unsere Saftbeutel ja quasi auch aus Kunststoff hergestellt sind – deswegen habe ich ganz unten am Artikel das entsprechende Dokument unseres Beutelherstellers hinterlegt. Es ist nicht enthalten, genauso wenig wie Weichmacher und ähnliches.

Heute kam ein Anruf von einer besorgten Dame, die aus den Medien wußte, daß ein Recycling-Code, der auf unseren Beuteln beim Hersteller aufgedruckt wird, bedeuten würde, daß Weichmacher drin sind. Hier mal ein Foto:



Recycling-Code Saftbeutel



Und ich habe sogar einen entsprechenden Artikel gefunden, in dem behauptet wird, daß dieses Dreieck mit der 7 drin bedeuten würde, daß Bisphenol A enthalten ist. Diese Information ist nicht ganz richtig, denn bei diesem Kennzeichen handelt es sich um eine Art Identifizierung gemäß der Verpackungsordnung, damit die verschiedenen Materialien sortenrein recycelt werden können. Im Fall von “7” wird von “sonstigen Kunststoffen” gesprochen, was unter Umständen natürlich NICHT ausschließt, daß giftige Stoffe enthalten sein könnten. In erster Linie kommt Bisphenol A wohl in Polycarbonat vor und das ist ein fester Stoff und gehört auch zu sonstigen Kunststoffen.

Und weil die Frage auch schon kam: Wir beziehen keine Rohstoffe aus Japan. Lassen aber schon seit einigen Jahren alle Rohstoffe, die wir unter Umständen aus dem östlichen Ausland beziehen (im Moment z.B. Bio Aroniabeeren aus Polen) auf Radioaktivität prüfen. Alles i.O. 🙂

Hier beginnt der Artikel vom vergangenen Jahr:

Vergangene Woche bekam ich eine Anfrage von Saftboxen-Kunden, die sich wegen eventuell gefährlicher Chemikalien in Alltagsprodukten sorgen und mich auf die sogenannte REACH-Verordnung hinwiesen:

Sehr geehrte Damen und Herren,

wir kaufen sehr oft Ihre Saftboxen wie Aronia und Birne.

Wir machen uns Sorgen über gefährliche Chemikalien in Alltagsprodukten. Die Umwelt- und Gesundheitsverbände haben eine Liste von Stoffen erstellt, die nach den Kriterien des neuen Europäischen Chemikaliengesetz REACH als besonders besorgniserregend eingestuft werden müssen (siehe www.sinlist.org). Wir würden uns freuen, von Ihnen zu erfahren, welche Maßnahmen Sie ergreifen, um diese und andere gefährliche Chemikalien in Ihren Produkten zu vermeiden.

Wir möchten Sie außerdem bitten, uns konkret mitzuteilen, ob im Produkt Saftboxen Aronia/Birne oder dessen Verpackung Chemikalien enthalten sind, die bereits in die offizielle EU-Liste für besonders besorgniserregende Stoffe aufgenommen worden sind.

Sollte einer dieser Stoffe enthalten sein, sieht REACH vor, daß Sie uns innerhalb von 45 Tagen die Namen der verwendeten Chemikalien, sowie ausreichende Informationen über die sichere Nutzung des Produkts mitteilen.

Mit freundlichen Grüßen,
Familie M. aus Dresden

Der Saft in der Saftbox wird bei uns in einen Kunststoffbeutel abgefüllt, wie die meisten wissen. Diesbezüglich gab es natürlich schon die eine oder andere Anfrage – ob Weichmacher enthalten sein könnten. Deswegen habe ich im Falle dieses Lieferanten weiter unten die Unbedenklichkeitserklärung und die REACH-Erklärung angefügt.

Weiteres Verpackungsmaterial ist die Pappschachtel – auch nicht ganz ohne, wenn man sich z.B. an die giftigen Stoffe in herkömmlichen Saftkartons (ITX) erinnert. Also die Schachtel kommt in unserem Fall natürlich nicht mit dem Saft in Berührung – aber ich könnte mir vorstellen, daß bei wirklich gefährlichen Stoffen auch erheblich wäre, wenn man die Boxen anfasst und dann wieder mit anderen Lebensmitteln in Berührung kommt.

Weil wir mit Lieferanten zusammenarbeiten, die unser vollstes Vertrauen genießen und in erster Linie deswegen erfolgreich sind, weil sie von zufriedenen Kunden leben und nicht auf den schnellen Euro aus sind, fielen die Ergebnisse so aus, wie ich sie erwartet hatte.

Was allerdings noch aussteht, ist die Beurteilung unserer Säfte und Nektare. Ich warte noch auf eine Rückmeldung vom Institut Dr. Appelt, die ja unsere Säfte regelmäßig auf alles mögliche checken, zum Beispiel mehrere Hundert Pflanzenschutz- und Schädlingsbekämpfungsmittel und Schwermetalle. Mit diesen freiwilligen Kontrolluntersuchen haben wir bei der letzten Lebensmittelkontrolle übrigens dicke Pluspunkte sammeln können. Wer sich die ewig lange Liste der REACH-Verordnung mal ankuckt, versteht bestimmt, daß da erstmal abgeglichen werden muß. Sorgen mach ich mir allerdings keine, weil das Obst in unseren Säften in erster Linie aus Sächsischen Kleingärten und von Streuobstwiesen kommt.

Wenn ich versuche diese Dokumente als Laie zu lesen, dann.. nun ja. Ich finde, das kann unter Umständen alles heißen, oder? Also nicht, daß ich Zweifel hätte, aber manchmal kann man es auch mit diesem Dschungel von Verordnungen ganz schön übertreiben finde ich. Irgendwie kann ich kein Motiv dafür finden, warum man bewußt Produkte in den Markt bringen sollte, die den Verbrauchern schaden. Das kann ich mir nur bei Unternehmen vorstellen, die etwas ganz doll pushen, viel Geld verdienen und dann wieder von der Bildfläche verschwinden. Und eben, was man mitunter hört und zum Beispiel im Zusatzstoffmuseum in Hamburg sehr gut dargestellt wird, man Kosten sparen muß oder will und deswegen anfängt Kompromisse zu machen. Schwieriges Thema… Und nicht vergessen darf man, daß zumindest im Lebensmittelbereich ja immer schärfer kontrolliert wird und das regelmäßig und unangemeldet.

Aber Vertrauen ist gut – Kontrolle ist besser? Was meint Ihr dazu?

So, aber hier nun die entsprechenden Bescheinigungen:

Unbedenklichkeitserklärung (Saftbeutel)

REACH-Erklärung (Saftbeutel)

Bisphenol A Erklärung (Saftbeutel)

REACH-Erklärung (Saftschachteln)

Analyse Walthers (Beispiel Birnensaft)

15 Reaktionen auf “Gefährliche Stoffe z.B. Bisphenol A – REACH Verordnung – Update

  1. Hallo Kirstin,
    dass ist ein sehr schöner und wertvoller Blogbeitrag. Dazu die sehr aktuellen Reach-Erklärungen und Berichte – das nenne ich Kundenservice 1. Klasse. Ich muss gestehen, von “REACH” habe ich im Vorfeld noch nie etwas gehört und gelesen. Danke für diese Informationen.

  2. Sehr schön das ihr auf diesem Blog auf solche Verordnungen hinweist. Habe vorher noch nichts von diesem REACH gehört gehabt. Aber da ich genau weiß das bei euch die Kundenzufriedenheit ganz oben steht, bin ich mir auch ziemlich sicher das es bei euch alles Gesund und nach Vorschrift verkauft wird 😉

  3. Danke für diesen Artikel — so ausführlich wünsche ich es mir auch von anderen Lieferanten.

    Da Ihr das Obst hauptsächlich aus der Region und von Kleinanbauern bekommt (liest man ja in Eurem Blog immer mal wieder), gehe ich tatsächlich von einer sehr guten Qualität aus, wie es Euch in der Analyse des Birnensaftes bestätigt wird.
    Wenn ich die Schreiben zu den Saftbeuteln durchlese, steht da als Aussage nur “Unsere Lieferanten bestätigen uns, dass die verwendeten Materialien nicht gesundheitsgefährdend sind.” Als Advocatus Diaboli sage ich, dass so etwas auch den milchpulververarbeitenden Betrieben in China versprochen wurde, die dann plötzlich Melamin in der Babynahrung fanden…
    Die beste Verpackung im Hinblick auf Abgaben in das verpackte Lebensmittel ist immer noch Glas, aber es hat andere Nachteile — einmal geöffnet, kommt Sauerstoff ans Lebensmittel und beschleunigt das Verderben.

    Ich glaube, dass die von Walther benutzten Saftbeutel nicht gesundheitsschädlich sind, und dass der Vorteil der langen Haltbarkeit nach Anbruch alle möglichen anderen Nachteile überbietet.

    Auch brauchen wir mehr Kunden wie “Familie M. aus Dresden”, die den Lebensmittelherstellern sagt, dass es nicht auf den billigsten Preis, sondern auf gute Qualität und gesundes Essen und Trinken ankommt.

  4. toll, kirstin, ein wichtiger artikel. und beeindruckend, wie gründlich du das alles aufgearbeitet hast. ja, dieser verordnungs-djungle ist eine böse posse… und paradox – zb im hinblick auf die jüngste zulassung zum anbau genmanipulierten getreides oder dessen verwendung in babynahrung.. die “segnungen” des codex alimantarius und seiner verwandten wie haccp et al.
    wie gut, daß es noch betriebe, wie die saftwaltherei gibt, die lokal/regional einkaufen und vernünftig produzieren. ich möcht mal wissen, ob die saftkartons und “smoothies” aus den großmärkten den REACH kriterien standhalten… über die gibts zb bei foodwatch.de ja arges zu lesen.

  5. Klasse Artikel, da hast Du sicher eine Weile daran gesessen um mir das als Laien verständlich zu machen. REACH hatte ich schon mal gehört, aber ohne zu wissen worum es geht.

    Bei Dir war ich mir sicher, das da alles ok ist 😉

    Ich kenne ja das das leidige Thema der Bescheinigungen, Vorschriften, DIN-Normen, EU-Vorschriften usw. aus meiner Branche. Jeden Tag bekomme ich Emails mit Änderungen, Ergänzungen usw. es fällt schwer immer aktuell zu sein. Aber die Kunden danken es, wenn man sie fachmännisch berät. So wie bei Dir 😉

    LG, Daniel

  6. EFSA senkt den Wert für die tolerierbare Aufnahmemenge von Melamin

    Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit hat den Wert für die tolerierbare tägliche Aufnahmemenge (TDI) von Melamin gesenkt, einem chemischen Stoff, der hauptsächlich für die Produktion bestimmter Kunststoffe verwendet wird. Eine neue Analyse deutet darauf hin, dass Melamin die Nieren schon bei geringeren Aufnahmemengen schädigen kann, als dies zuvor vermutet wurde.

    Anwalt für Lebensmittelrecht

  7. Hallo,

    das klingt recht beängstigend. Ich frage mich auch immer wieder, was noch “echt” ist, was man essen sollte, was besser nicht. Welchen Studien man glauben kann und vor allem wer uns da steuert. Die Antworten sind eigentlich klar – nur ist es nahezu unmöglich “echt” zu leben.

    Besorgte Grüße
    Nici

  8. Das Problem ist bestimmt noch nicht ganz vom Tisch. Was heute vertetbar erscheint wird in 20 Jahren ev in einem anderen Licht erscheinen. In meinem Haushalt gibt es keine PET Flaschen und wenn ich es vermeiden kann lasse ich alles mit Plastik weg

  9. Es zeigt sich einfach immer wieder auf ein Neues das man am besten von Plastik ganz und gar die Finger weg lassen sollte. Leider aber gibt es nicht immer alternativen. Man schaue sich ja nur mal die Debatte an Stoffbeutel vs Plastikbeutel. Damit ein Stoffbeutel wirklich grüner wird als ein Plastikbeutel, muss dieser MINDESTENS 30 mal benutzt werden. Die Frage ist, wer schafft das schon. Keine der Stofftaschen welche ich bisher im Einsatz hatte, hielt länger als ~20 Einkaufstouren, danach waren sie fast alle an mindestens einer Stelle gerissen.

    Also ganz auf Plastik zu verzichten ist kaum möglich, bisher.

    Damit kann man eigentlich nur hoffen das Safthersteller wie Walthers einen Weg finden das sicherste verpackungsverfahren zu nutzen, um uns als Kunden entsprechend zu schützen. Ein Anfang wäre es anstelle nur dem Dreieckssymbol mit der 7, dieses weiter zu nutzen, aber auch gleichzeitig schreiben was diese 7 Stoffe genau sind.

  10. Es ist erstaunlich das die Industrie immer noch so stark auf PVC baut und sich nicht davon distanziert. Ansatt immer mehr Müll aus China zu importieren sollten wir denen den Dreck zurück schicken und wieder vermehrt auf Glas setzen. Wiedervertbar praktisch und umweltschonend

  11. Ein sehr schöner und Informativer Arktikel. Ich frage mich nun: Wenn ein Hersteller auf die Verpackung die Symbole druckt, welches Institut prüft, ob entsrpechende Stoffe wirklich nicht vorhanden sind, wie beispielsweise Bisphonal A oder andere Weichmacher?

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