Topinambur! TopinamWAS?

Ja, ich glaube so ähnlich war meine erste Reaktion auch, als dieses Stichwort vor ungefähr 15 Jahren zum ersten Mal bei uns fiel. (Oh mein Gott! Ich bin gerade zusammengesackt, als ich die Zahl dort hingeschrieben habe. Hilfe!) Also wir kannten Topinambur zunächst erstmal in flüssiger Form, denn der wurde einigen Säften quasi als alternative Süßung zugesetzt. Hier sieht man mal die Produkte.

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Heute ist er nur noch im Guten-Morgen-Saft zu finden. Geschmacklich als Saft… nun ja Geschmacklichkeitssache – hat schon einen recht speziellen Eigengeschmack. Aber einige Zeit nach Einführung der Produkte fragten uns Lohnmostkunden, ob wir Topinamburknollen auch zum Entsaften annehmen würden. Das hat mich damals echt überrascht, weil ich dachte das wäre eine exotische Frucht bzw. Knolle. Aber diese Kunden erzählten, dass diese Pflanzen wie Unkraut wachsen und viele gar nicht wüssten, dass sie die im Garten haben. Die meisten halten es für eine Gartenblume und haben noch nie unter die Erde geschaut. Irgendwann brachten mir die Leute dann mal solche Knollen mit. Äußerlich sahen die eher aus wie Ingwer eigentlich. Sie erzählten mir, dass ich die auch gut roh essen kann. Gesagt – getan. Das Schälen war ehrlich gesagt etwas mühsam, siehe Ingwer, aber geschmacklich war ich echt überrascht. Es schmeckt wie Kohlrabi und nur wenig nach Kartoffel und wenn man dann noch weiß, dass die Knollen besonders viel Inulin enthalten, ist das wirklich eine gute Alternative. Da ich zwar gern, aber selten koche, habe ich es als Gemüsebeilage noch nicht ausprobiert. Bin mir aber sicher, dass es genial schmecken muß.

 

BildVor 15 Jahren hat sich die Allgemeinheit noch nicht so mit gesunder Ernährung, Glykämischem Index oder solchen Dingen beschäftigt – was leider auch ein bisschen dazu führte, dass mein Vater damals einfach zu innovativ für die Zeit war und wir später den Topinambur-Sanddorn-Saft wieder aus dem Sortiment genommen haben. Aber den Guten-Morgen-Saft gibt’s noch – zumindest in der Saftbox. Wir haben oft darüber diskutiert, ob man Topinambursaft prinzipiell als Süßung verwenden sollte, weil er viele ernährungsphysiologische Vorteile hat gegenüber Kristallzucker und Apfelsüße, die wir jetzt in den Nektaren verwenden, aber uns war das Risiko zu groß, wegen des doch sehr eigenen Geschmacks.

So hier aber nun noch ein paar allgemeine Informationen zum Topinambur, für alle, die die Saftpresse Winter 2011 nicht gelesen haben.

Helianthus tuberosis, Topinambur, gehört zur Familie der Korbblütler und zählt zur selben Gattung wie die Sonnenblume. Je nach Region ist Topinambur unter vielen verschiedenen Namen bekannt, so z. B. als Erdsonnenblume, Erdartischocke oder Indianerknolle. Die mehrjährige Pflanze bildet bis zu 3 m hohes Kraut aus, an dessen Ende kräftig-gelbe Blüten mit einem Durchmesser von bis zu 8 cm stehen. Topinambur steht von August bis November in Blüte.

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Aber nicht die goldgelben Blüten sind der Grund für den Anbau der Pflanze, der im 18. und frühen 19. Jahrhundert seinen Höhepunkt hatte, sondern die meist birnenförmigen Knollen unter der Erde. Sie erreichen eine Größe, die mit der von Kartoffeln vergleichbar ist. Von Letzteren wurde Topinambur im Laufe der Zeit mehr und mehr vom Spisezettel verdrängt. Dennoch wird sie auch heute noch in Nordamerika, Russland, Australien, Asien und Europa angebaut und gerade in den letzten Jahren erlebt die Knolle ein Comeback. Ihr Geschmack ist leicht süßlich, die Konsistenz erinnert an Artischockenböden.
Sie kann als knackiges Gemüse roh, gegart, frittiert und gebraten zubereitet werden. Topinambur kann auch zu Saft verarbeitet werden.
Insbesondere ein Inhaltsstoff ist hervorzuheben: Inulin, ein Polysaccharid, ist für Diabetiker besonders verträglich. Inulin wird im Dünndarm nicht resorbiert und daher erst im Dickdarm von Bakterien zersetzt. Es beeinflusst den Blutzuckerspiegel nicht und dient bei der Therapie von Diabetes mellitus als Stärkeersatz. Topinambur enthält viele wichtige Vitamine wie Karotin, B1, B2, B6, C und D. Sie hat einen hohen Kaliumgehalt und enthält zahlreiche Spurenelemente.

23 Reaktionen auf “Topinambur! TopinamWAS?

    1. Ich hab hin und wieder zumindest “Süßkartoffeln” in der Gemüseabteilung gesehen, aber die sahen anders aus. Neulich hatte ich aber schon ne Anfrage und hab die Knollen bei einer Versandgärtnerei gefunden. Kuck: http://www.garden-shopping.de/shop/artikel_119.html Die haben noch andere Sorten – aber genauso sahen die aus, die die Kunden mir mitgebracht hatten. (Kann naturwuchs auch empfehlen – haben wir öfter schon mal Aroniapflanzen bestellt) lg 🙂

  1. Meiner Meinung nach ist Topinambur lediglich als Schnaps zu gebrauchen, meine Oma schwört seit Jahrzehnten auf die heilende Wirkung der Pflanze und die tollen Zubereitungsarten, den seltenen Eigengeschmack liegt mir persönlich überhaupt nicht!

  2. Ein Saft aus der Knolle einer Blume. Das hört sich irgenwie seltsam an aber ist ja einen Versuch wert. Topinambur hab ich jedenfalls noch nie gehört. Auch nicht von meiner Oma 😉

  3. Hallo! Ich habe Knollen von einer Freudin bekommen und sie in meinem Garten auf einem Separatbett platziert, sonst überwuchern sie das gesamte umliegende Areal. Die Topinambur ist recht klein und damit schwierig beim Schälen. Deshalb bürste ich sie nur ab und dämpfe sie schonend. Danach ist es ein Kinderspiel, an den leckeren Inhalt, der leicht nussig schmeckt, zu kommen. Diese dann in heißer Butter schwenken – total lecker. “Bratkartoffeln” sind auch gut. Aber als Buttergemüse mit Kohlrabi oder Möhren sind sie am besten. Sehr empfehlenswert.

  4. Topinambur hat eine Freundin von mir im Garten, die beschäftigt sich schon länger damit. Sie hat mir ein paar Knollen zum Essen gegeben und ich war begeistert. Hab mir heuer selber welche angebaut und bin gespannt auf die Ernte im Herbst!

  5. Ich habe das Wort “Topinambur” zum ersten Mal vor ca. 30 Jahren gehört, als meine Eltern aus dem Schwarzwald eine Flasche Schnaps mitbrachten, der dort von Kleinbauern mit ererbter Brennlizenz verkauft wurde.
    Er schmeckte fürchterlich.

    Als Kartoffelersatz sind die Knollen superlecker, wie meine Familie und ich inzwischen gelernt haben.

  6. Wir hatten den früher tatsächlich auch im Garten, aber ich kann mich nciht erinnern, ob man ihn für mehr benutzte als die Blätter den Hasen und Meerschweinchen zu geben – die diese durchaus lecker fanden;) Dass er als Süßungsmittel verwendet werden kann ist mir neu. Von daher ein guter, informativer Beitrag über eine Pflanze die in unseren Breitengr4aden eigentlich sehr gut gedeiht, die aber doch keiner so wirklich kennt…

    1. Hallo Herr Thielert,

      im Moment haben wir das nicht vor. Es gibt aber eine Marke der Firma Lienig Wildfruchtverarbeitung “Biolin”, die einige solcher Mischungen anbieten. Ich hab jetzt nur im Internet keinen aussagekräftigen Link dazu gefunden. Tut mir leid.

      Herzliche Grüße,
      Kirstin Walther

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